#5 Lessons Learned – In der Schweiz ist jeder 5. Spital-CEO Arzt oder Ärztin

Veröffentlicht:
02. Mai 2019 | 08:38:06

Innopool’s Lessons Learned bringt Ihnen Erkenntnisse aus unserer Praxis näher. Diesmal gehen wir der Frage nach, wie viele Mediziner an der operativen Spitze eines Spitals stehen. Auslöser dafür ist eine Studie in der Harvard Business Review, welche festhält, dass Spitäler in den USA, welche von Ärzten (m/w) geführt werden, besser sind als solche mit nicht-medizinischen Direktoren.

In dieser Studie[1] nennen die Autoren folgende drei Argumente für das bessere Abschneiden:

  1. Die Qualität in Spitälern, welche von Ärzten geführt werden, ist höher als in managergeführten Institutionen (Datenbasis: Top-100-Spitäler des US News and World Report (USNWR))
  2. Ärzte als CEOs erhöhen die Glaubwürdigkeit eines Spitals gegenüber internen und externen Anspruchsgruppen
  3. Richtiges Training erhöht die Anzahl qualifizierter Ärzte in Führungsrollen

Die Schweizer Mitautorin der Studie, Agnes Bäker, Assistenzprofessorin an der Universität Zürich, hielt gegenüber dem Portal Medinside[2] allerdings auch fest, dass die Gründe für das bessere Abschneiden der von Ärzten geleiteten Spitäler noch nicht abschliessend geklärt seien.

Im Rahmen einer Datenanalyse der kantonalen Spitallisten im Oktober 2018 haben wir alle Gesundheitsdirektionen, Spitäler, Psychiatrie- und Rehabilitationseinrichtungen hinsichtlich verschiedener Faktoren untersucht. Unsere Auswertung zeigt, dass 40 der 230 untersuchten Spitäler Ende 2018 einen Mediziner als CEO haben (17.4%), fünf davon sind Frauen.

Den grössten Anteil an medizinischen CEOs haben mit knapp 19% die Akutspitäler. Dabei sind Fachärzte aus dem Bereich Chirurgie und Innere Medizin am häufigsten anzutreffen. In den psychiatrischen Kliniken ist der Anteil an medizinischen CEOs leicht tiefer (17%). Bis auf eine Ausnahme handelt es sich dabei um Psychiater. Dies erstaunt nicht, da sie in den meisten Fällen gleichzeitig auch Chefarzt sind (in 75% der Kliniken). Diese Mehrfachfunktionen zeigen sich auch zu einem grossen Teil in Rehabilitationskliniken. In kleineren Akutkliniken ist die Personalunion von CEO- und Chefarztfunktion auch anzutreffen. In grösseren Akutspitälern ist dies dagegen kaum verbreitet. Bemerkenswert ist ausserdem, dass in Belegarztspitälern mit einem Arzt als CEO häufig keine Funktion eines ärztlichen Direktors im Organigramm vorhanden ist.

Fazit: Der typische Schweizer CEO ist männlich und hat keinen medizinischen Hintergrund. Dieses Ergebnis mag je nach Perspektive überraschen, nimmt doch die Ärzteschaft im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle ein. Noch keine schlüssigen Antworten haben wir in Analogie zur Studie aus den USA auf die Frage, ob von Medizinern geführte Spitäler in der Schweiz letztlich auch bessere Ergebnisse erzielen. Insbesondere ob sich «besser» in einer vergleichsweise höheren EBITDA-Marge niederschlägt? Wir werden uns in einer nächsten Analyse dieser Frage zuwenden.

 

[1] Stoller, James; Goodall; Amanda; Baker; Agnes (2016): Why The Best Hospitals Are Managed by Doctors», Harvard Business Review. https://hbr.org/2016/12/why-the-best-hospitals-are-managed-by-doctors

[2] Medinside (2017): Warum erfolgreiche Spitäler von Ärzten geführt werden. https://www.medinside.ch/de/post/aerzte-ceo-manager-nicht-mediziner