Die Innopool’s Lessons Learned bringen Ihnen wichtige Erkenntnisse aus der Praxis näher. Im Rahmen einer Datenanalyse der kantonalen Spitallisten im Oktober 2018 haben wir alle Gesundheitsdirektionen, Spitäler, Psychiatrie- und Rehabilitationseinrichtungen hinsichtlich verschiedener Faktoren untersucht. Besonderes Interesse galt der Frage, wie hoch der Frauenanteil auf Stufe Gesundheitsdirektor/innen, Verwaltungsratspräsident/innen und Spitaldirektor/innen ist. Freundlich formuliert: Das Potenzial ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Wenige Branchen haben einen so hohen Frauenanteil wie das Gesundheitswesen. Mehr als zwei Drittel aller Mitarbeitenden in den Institutionen sind weiblich. Ein Grossteil dieser Unternehmen befindet sich in öffentlicher Hand, oder die Mitglieder des strategischen Organs werden durch die Regierung gewählt. Theoretisch sind das gute Voraussetzungen, um eine bessere Diversität hinsichtlich Geschlecht erreichen zu können: Eine genügende Anzahl geeigneter Persönlichkeiten ist vorhanden, und das politische Wahlorgan kann bei der Wahl auch ohne gesetzliche Quote gezielt Einfluss nehmen.
Die aktuellen Zahlen vom Oktober 2018 in unten stehender Tabelle* zeigen jedoch ein anderes Bild:
Mit über 38% erfreulich hoch ist der Anteil der Regierungsrätinnen, welche dem Gesundheitsdepartement vorstehen. Damit leitet praktisch in jedem 2. Kanton eine Frau die Geschicke im Bereich Gesundheit. Auf oberster unternehmerischer Stufe hingegen bewegt sich der Anteil der Verwaltungsratspräsidentinnen mit Ausnahme der Psychiatrie (17.4%) auf einem tiefen Niveau. So ist aktuell nur jedes 8. Präsidium im Spital von einer Frau besetzt, in der Rehabilitation ist an der Spitze sogar nur in jeder 20. Position eine Frau anzutreffen. Immerhin zeigt der Blick auf die oberste operative Führungsetage ein etwas positiveres Bild: In der Rehabilitation und Psychiatrie bewegt sich der Anteil der Direktorinnen bei rund 20%. Im Akutspital steht in jeder 7. Institution eine Frau an der Spitze.
Unsere Lesson Learned ist demnach, dass sich die Entscheidungsträgerinnen und -träger auf oberster Führungsebene im Rahmen ihrer Eigner- und Unternehmensstrategie terminlich verbindliche Vorgaben setzen müssen. Nur wer sich an den eigenen Vorgaben misst, wird sich bewegen. Kurzfristig hilft nur die konsequente Quote im Suchprozess. Sonst gibt es im Einzelfall immer eine gute «Begründung», weshalb es gerade diesmal nicht möglich ist.