#1 Lessons Learned – Verkauf eines Spitals

Veröffentlicht:
06. Dez 2017 | 08:00:36
 Dezember 2017

Innopool’s Lessons Learned bringt Ihnen Erkenntnisse aus unserer Praxis näher. Diesmal beantworten wir, weshalb ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Spital in einer nicht überversorgten Region verkauft wird. 

Im vorliegenden Fall gehörte das Spital seit Jahrzehnten mehrheitlich den Ärztinnen und Ärzten. Die Eigenständigkeit hatte für die Mehrheitsaktionäre und den Verwaltungsrat oberste Priorität und bildete die Grundlage für alle strategischen Überlegungen und Entscheide. Folgende Messgrössen wurden dabei von den Verantwortlichen als entscheidend angesehen:

  • Die Institution ist auf der Spitalliste
  • Es wird ein Umsatz von CHF 100 Mio. angestrebt
  • Die EBITDA-Marge beträgt mindestens 10%

Diese strategischen Messgrössen konnten in den letzten Jahren grösstenteils erreicht werden. Warum also letztlich der Verkauf?

Seit Jahren überwachten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung wichtige Rahmenbedingungen, welche die Tragfähigkeit eines Alleingangs beeinflussen. Am Schluss waren es 15 sogenannte Ampelkriterien. Während lange Vieles im grünen Bereich lag, drehten gegen Ende 2016 gleich mehrere Ampeln auf „Rot“, so u. a.:

  • die ambulante Tarifentwicklung („Berset-Reform“),
  • die weitere Verlagerung von stationären zu ambulanten Leistungen („Luzerner Modell“),
  • die Verschärfung der Anforderungen gemäss Zürcher Spitallisten-Konzept (u. a. Mindestfallmengen und Vorhalteleistungen) sowie
  • die laufend steigenden Investitionskosten der digitalen Transformation im Spital.

Diese Rahmenbedingungen stellen zwar für alle Institutionen eine Herausforderung dar, aber für kleinere und mittlere Spitäler sind sie im Alleingang kaum zu bewältigen. Sogar für Kantonsspitäler mit teilweise hohen Strukturerhaltungsbeiträgen der öffentlichen Hand stellt sich früher oder später die Frage der richtigen Einbindung. Kantonsgrenzen sind in diesem Kontext politisch zwar zentral, unternehmerisch jedoch irrelevant. Die Lesson Learned ist daher fast banal, aber in der Wirkung brutal: Die Verschärfung des Wettbewerbs und die zunehmende Diskussion der Finanzierung zwingen die Spitäler letztlich zu einer Gruppenbildung.

Die Aufgabe des Verwaltungsrates ist es, das langfristige Überleben des Unternehmens sicherzustellen. Eine frühzeitige und strukturierte Diskussion des Themas „Alleingang“ erhöht den Freiheitsgrad für die spätere Lösung deutlich. Wer zu spät kommt, handelt aus einer Position der Schwäche und nimmt die unternehmerische Verantwortung nicht wahr. Diese Überzeugung hat den Verwaltungsrat letztlich dazu bewogen, anfangs 2017 die Weichen für den Verkauf zu stellen.

Wir werden in einer der nächsten Ausgaben von Lessons Learned näher auf den Verkaufsprozess und die Preisfindung eingehen.