Aktuell beobachten wir in unserer Arbeit als Executive Searcher im Gesundheitswesen eine deutliche Beschleunigung von Stellenwechseln. Ob diese gefühlte Dynamik auch wirklich zutrifft, haben wir statistisch nicht gemessen; aber es erscheint uns die neue Realität zu sein. Wir sehen darin auch Chancen für Quereinsteiger:innen.
Was ist der Auslöser der zunehmenden Dynamik? Einer der Treiber ist das steigende Durchschnittsalter vieler Führungsgremien. Es steht eine Häufung von ordentlichen Pensionierungen an, die Babyboomer verlassen die Arbeitswelt. Darüber hinaus gibt es aber weitere Faktoren: So ist z.B. der Wunsch angestiegen, einige Jahre vor der gesetzlichen Pensionierung nochmals etwas Neues anzupacken und zum Beispiel auf die Verwaltungsratsebene zu wechseln.
Mit Sicherheit haben auch die vorhandenen Probleme im Gesundheitswesen einen Impact. Der finanzielle Druck hat sich aufgrund Tarifsituation, steigender Personal- und Sachaufwände sowie massiver Investitionen spürbar verschärft und beeinflusst die Führungsgremien.
Als Executive Searcher könnte man die vielen Wechsel zunächst als Marktchance für das eigene Unternehmen betrachten. Wenn im Zentrum der Suche von Schlüsselpersonen aber die Idee steht, Teams zu stärken und so zu einem nachhaltigen Unternehmenserfolg beizutragen, dann stellt sich die Frage, wie mit der aktuellen Situation umzugehen ist? Und welchen Einfluss haben die zahlreichen offenen Führungsfunktionen auf den Suchprozess?
Erfahrungsgemäss gewichten Findungskommissionen unter Druck die Branchenerfahrung als hoch. Sie erhoffen sich dadurch eine Risikominimierung, weil die gewählte Person rasch in Aktion kommt und das relevante Netzwerk bereits mitbringt. Diese Vorgabe verknappt aber auch die Anzahl in Frage kommender Kandidat:innen. Vor diesem Hintergrund ist es aus unserer Sicht angezeigt, bei der Suche bewusst über den Tellerrand hinauszuschauen. Es kann eine Chance sein, mit Erfahrungen aus einem anderen Teilmarkt oder sogar einer anderen Branche die Dinge neu zu sehen und zu hinterfragen.
Mehr Offenheit gegenüber Quereinsteiger:innen ist eine Chance
So wie eine gute Durchmischung von Führungsgremien betreffend Alter oder Geschlecht mehrheitlich akzeptiert ist, sollten vermehrt auch Erfahrungen aus anderen Branchen ins Gesundheitswesen einfliessen. Wenn Sie jetzt denken, dass das doch eine „Binsenweisheit“ ist, werden wir nicht widersprechen. In der Praxis ist die Umsetzung dieses Gedankens aber in vielen Findungskommissionen noch weniger akzeptiert.
Performante Führungsteams werden in Zukunft verstärkt aus Bewährten und Neuen zusammengesetzt sein. Getreu dem Motto: „Vielfalt bringt den Erfolg“.